Ogi in Langenthal

Gespeichert von Priska Grütter am Mo., 29.10.2012 - 19:59
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Fast 90 Personen folgten der Einladung der OG Langenthal u.U. und fanden sich am 17. Oktober im Bären Langenthal ein, um das Referat von Alt-Bundesrat Adolf Ogi zum Thema „Leadership aus erster Hand praktisch umgesetzt“ zu hören. Der grosse Aufmarsch bewies, dass das Berneroberländer Alt-Regierungsmitglied noch heute grosse Sympathien geniesst. Kaum eingetroffen wurde er im Foyer zum Trafelet-Saal, wo die eintreffenden Gäste bei einem Apéro verweilten, von einer älteren Dame um ein Autogramm in ihrem Buch „Ogi, So wa(h)r es.“ gebeten. Wer das Buch noch nicht hatte, konnte es sich vor und nach dem Referat am Büchertisch von Weltbild kaufen. Nach den Begrüssungsworten des Präsidenten der OG, Christian Schneider, begann Ogi vor vollem Saal mit seinem Referat. Die Gäste hörten den Worten Ogis gebannt zu und dieser wusste gekonnt, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Das vorgetragene englische Zitat hätte er in Zürich übersetzen müssen, aber die Langenthaler können genügend Englisch, da sei dies nicht nötig. Damit hatte Ogi die Lacher bereits nach wenigen Minuten und nicht zum letzten Mal auf seiner Seite. Alt-Bundesrat Ogi erzählt mit lebendiger Sprache seinen Werdegang. Schon als Kind habe er wichtige Werte von den Menschen in seinem Umfeld mitbekommen. Als einer vom Skiverband, also ein nicht ganz normaler Mensch, sei er nur als Listenfüller auf die Nationalratsliste gesetzt worden und trotzdem gewählt worden. Die Berichte bei seiner Nomination als Bundesrat, u.a. in der NZZ, die ihn als Bundesrat unfähig und mangels Studium zu wenig gebildet bezeichnet haben, seien nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Besonders eindrücklich für die ehemaligen und aktiven Offiziere unter den Zuhörenden waren die Erzählungen, wie Ogi die Amtsdirektoren seines Departements gemäss seinen Führungsgrundsätzen, die sehr nahe an militärischen Führungsgrundsätzen sind, geführt hatte. Überhaupt sei die Armee für ihn quasi der Ersatz eines Studiums gewesen. In dieser Lebensschule habe er viel gelernt, das er später brauchen konnte. Bei den Geschichten aus dem damaligen Bundesrat hörte der aufmerksame Zuhörer sehr wohl, mit wem Ogi dann und wann so seine Schwierigkeiten hatte. Man hörte aber auch bei den Worten zur heutigen politischen Situation, dass sich der Alt-Bundesrat noch immer aktiv damit auseinandersetzt, sich aber gleichwohl nicht anmasst, Lösungen für die heutigen Schwierigkeiten bereit zu haben. Er betonte hingegen mehrfach, dass für jedes Projekt und politische Ziel das passende Zeitfenster zentral sei. Stolz ist Ogi auf sein Amt als UNO-Sonderbotschafter für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. Einmal mehr betonte Ogi den Wert von Sport für den Frieden in der Welt. Gegen Schluss kam Adolf Ogi, ein an dieser Stelle des Referates sehr nachdenklich werdender Alt-Bundesrat, auf das Buch zu sprechen, das er seinem Sohn Mathias gewidmet hat, der im 35. Altersjahr an Krebs gestorben ist. Dieser Schicksalsschlag hat Adolf Ogi hart getroffen. Und trotzdem sei er sich bewusst, dass viele andere Menschen, auch von den Anwesenden, ebenfalls harte Schicksalsschläge erdulden mussten. Ogis Referat wurde mit grossem Applaus verdankt. Die anschliessenden Lob- und Dankesworte nahm er gerne entgegen und auf die Fragen antwortete er gekonnt. Nach Übergabe des Geschenks und den Dankesworten des OG-Präsidenten bildete sich eine lange Schlange mit Leuten, die sich ein Autogramm für ihr erstandenes Buch holen wollten. Beim anschliessenden Nachtessen der angemeldeten OG-Mitglieder liess Adolf Ogi als geladener Gast und geschätzter Gesprächspartner den Abend ausklingen. Nach letzten Erinnerungsfotos mit der Bären-Crew, dem Vorstand und vielen anderen machte sich Adolf Ogi auf den Weg zurück in das Berner Oberland.